Innovate! präsentiert drei Karrieren. Momentaufnahmen vom Standort Deutschland

Sechs Fragen an Dieter Rickert, den wohl einflussreichsten Personalberater Deutschlands. Innovate! wollte wissen, was erfoglreiche Manager wirklich auszeichnet. Der Hamburger mit Wohnsitz München hat da unkonventionelle und sehr klare Vorstellungen. Seine Antworten werden Sie und sicher auch Führungskräfte überraschen.
Innovate! Herr Rickert, was müssen Frauen und Männer tun, um erfolgreiche
Manager zu werden und zu bleiben?
Rickert: Fachwissen und Intelligenz
erwähne ich nebenbei. Weil ich sie voraussetze. Darüber hinaus aber braucht es
Persönlichkeitsmerkmale, die ich unter dem lautsprachlichen Schlüssel PAMM zusammenfasse. Das
drängt aus dem Mund nach vorn und steht für: Phantasie, Augenmaß, Mut und Menschlichkeit.
Innovate! Und was sagt uns das?
Rickert: Zum Beispiel das:
Wer vorwärts kommen will, braucht Phantasie! Nehmen Sie zwei Manager, die gleich gut ausgebildet
und talentiert sind; der phantasievollere und kreativere der beiden wird erfolgreicher sein als
der, dem's an Phantasie mangelt. Erfahren zu sein, kann einen Menschen weit bringen. Aber -
Erfahrung schaut nach hinten! Die Zukunft bewältigt nur gut, wer Phantasie hat. Phantasie weist
auf Wege, an die zuvor niemand gedacht hat. Wer neue Pfade geht, wer als Erste oder Erster
herausfindet, wo Neuheiten stecken; wie sie sich kostengünstiger als andere es schaffen,
herstellen lassen; wie sie sich leicht unter die Leute bringen lassen, der geht als Sieger
durchs Ziel.
Innovate! Und was ist das Augenmaß?
Rickert: Das ist ein
beflügelndes Gemisch aus Lebenserfahrung und Temperament. Es herzustellen, lässt sich erlernen
und entwickeln. Es fängt mit einer guten theoretischen Ausbildung an. Die ist nichts anderes als
die weitergegebene Erfahrung derer, die früher vorm selben Problem gestanden haben. Wer
Gelerntes in der Praxis anwendet und die Ergebnisse kritisch reflektiert, füllt den Speicher
"Lebenserfahrung". Ob sich daraus bessere Ergebnisse "bauen" lassen, hängt vom persönlichen
Temperament und der Fähigkeit ab, das angeborene Temperament zu zügeln oder sich selbst die
Sporen zu geben.
Innovate! Und Mut zeigt also nicht nur "der Mameluck", sondern auch der gute
Manager?
Rickert: Sich für eine Sache, eine Idee, andere Menschen oder
"nur" eigene Einsichten dann stark zu machen, wenn klar wird, dass ein gedachter Weg steinig
ist, ist nicht jedermanns Sache. Aber - Managen heißt Führen. Und Führen oft, unpopulär
entscheiden zu müssen. Für richtig Befundenes in die Tat umzusetzen. Widerstände von
Bedenkenträgern zu überwinden, erfordert Mut. Und Beharrlichkeit. Wer sich vom Gegenwind
umwerfen lässt, taugt nicht zum erfoglreichen Manager.
Innovate! Wird es jetzt gefühlig?
Rickert: Nein,
menschlich. Gute Manager spüren, dass sie allein nichts bewirken können. Sie brauchen die
Mitarbeit aller in einer Organisation. Nun sind jedoch die meisten Menschen mitteltalentiert,
mittelfleißig und mittelehrgeizig. Erfolg wird haben, wem es gelingt, durchschnittliche
Leistungen von Durchschnittsmitarbeitern auf sämtlichen Ebenen seines Betriebes anhaltend übers
Maß dessen zu heben, was bei der Konkurrenz durchschnittlich abgeliefert wird. Das läuft nicht
durch Antreiben. Da hilft kein Knüppel. Da braucht es das Zuckerl - der Motivation. Wer auf
Augenhöhe mit anderen arbeitet, erkennt ihre Motive und wird sie begeistern können. Er bringt
sie dazu, dass sie das tun wollen, was sie tun sollen.
Innovate!Dafür ist Menschlichkeit nötig? Nicht Menschenkenntnis? Nicht
Technik?
Rickert: Technik bringt höchstens kurzfristigen Erfolg. Und wer
die Menschen kennt, mag geschickte Belohnungssysteme ersinnen können oder wirksame Dopings in
Umlauf bringen. Für solche Technokraten wird kein Mitarbeiter durchs Feuer gehen. Für einen
tüchtigen Manager mit Herz aber lassen sich die Leute anschließend sogar noch ein Bein
ausreißen.